In Nomine Mortis by Cay Rademacher

In Nomine Mortis by Cay Rademacher

Autor:Cay Rademacher [Rademacher, Cay]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783485010993
Herausgeber: Nymphenburger
veröffentlicht: 2007-02-14T23:00:00+00:00


Bruder Ranulf,

JHWH möge mit Euch sein auf all Euren Wegen und Euch beistehen bei all Euren Taten, auf dass ER Euch einst zählen wird zu den Gerechten. Ich schreibe Euch wieder, diesmal ausführlicher, denn ich weiß mir keinen anderen Rat, als Euch — und nur Euch, ich flehe Euch an, darüber kein Wort gegenüber dem Inquisitor zu verlieren! — die Dinge so darzulegen, wie sie mir zu sein scheinen. Urteilt dann selbst.

Mein Vater hat Euch nicht die Wahrheit gesagt, als er Euch versicherte, dass der Mönch aus Lübeck, JHWH möge sich seiner erbarmen, wegen Gelddingen bei ihm vorgesprochen habe. Nechenja ben Isaak ist ein gerechter Mann, doch ihn plagte die Furcht vor der Inquisition - besonders vor Fragen, die Ihr an ihn stellen könntet, die er aber nicht zu beantworten vermag. Ich werde Euch nun berichten, wie es sich tatsächlich zugetragen hat, denn ich will meinen Vater nicht der Gefahr aussetzen, zu Les Halles geführt zu werden und dort am Galgen zu baumeln oder gar, wie es vor einigen Monaten mit gefangenen Landsknechten hier geschehen ist, gefesselt in die Seine gestoßen zu werden, um dort zu ertrinken wie eine schwarze Katze, die angeblich Unglück bringt.

Mein Vater sammelt seit vielen Jahren schon geografische Werke. Schon immer, fragt mich nicht nach den Gründen dafür, ich kenne sie nicht, strebte er danach, Landkarten, Atlanten, Reiseberichte und dergleichen zu erwerben, seien sie nun Werke der Alten oder Früchte heutiger Gelehrsamkeit. Seine Sammlung hat meinem Vater einen gewissen Ruhm eingetragen, zumindest im Kreise der Männer, die solcherart Gelehrsamkeit zu schätzen wissen — Christen wie Juden. An jenem Abend nun suchte uns Heinrich von Lübeck auf und begehrte, die Bibliothek meines Vaters zu sehen. Mein Vater war überrascht - und auch, verzeiht, Bruder Ranulf, erschrocken, denn jeder Dominikaner ist in seinen Augen zugleich auch ein Inquisitor -, als der Mönch an unsere Pforte klopfte. Er hatte ihn nie zuvor gesehen, wohl aber von ihm gehört.

Sein Sohn, mein Bruder, ist ja, wie Ihr wisst, Rabbiner in Lübeck und erwähnte gelegentlich auch Heinrich von Lübeck, da dieser in seiner Heimat ein geachteter Mann ist und ein verehrter Prediger. Selbst die Juden zu Lübeck schätzten seine Gelehrsamkeit und die Großmut, die er uns gegenüber stets gezeigt hat.

Also ließ mein Vater ihn ein. Heinrich von Lübeck stellte sich uns kurz vor, machte ansonsten jedoch nicht viele Worte, er schien mir in Eile zu sein. Er sagte, dass er ein bestimmtes Werk über Geografie lesen wolle und fragte, ob es im Besitz meines Vaters sei. Als Grund führte Heinrich von Lübeck an, er wolle etwas für seinen Freund Richard Helmstede nachsehen, den Reeder und Kapitän aus Lübeck, den Ihr, Bruder Ranulf, inzwischen sicherlich gut kennt. Verzeiht mir die ungeheuerlich klingende Unterstellung: Ich glaube, dass der Mönch in diesem Punkte nicht die Wahrheit sprach, auch wenn ich ihn nicht einer Lüge habe überführen können. Ich denke jedoch, dass er eher für sich selbst denn für Herrn Helmstede dieses Werk zu sehen wünschte.

Wie dem auch sei: Mein Vater jedenfalls besaß dieses Werk und zeigte es dem Mönch.



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